Xtreme im Brandenburger Land

Als Falk heute morgen um 9:30 Uhr bei mir am Hoftor steht, hat er bereits 10 Radkilometer hinter sich und schwitzt, als wären es 100. Die Sonne knallt vom wolkenlosen Himmel - ich liebe den Sommer. Eigentlich. Wir fahren los, knapp 130 Kilometer sollen es heute werden, ich möchte eigentlich nicht schneller als einen 25er/26er Schnitt fahren, weil ich im Anschluß noch mindestens eine Stunde laufen will, vielleicht auch länger, je nach Befinden. Die Reifen surren, es riecht nach Sommer, es läuft locker, es macht Spaß.
Je höher der Planet jedoch am Himmel steht, desto heißer wird es, es ist total windstill und selbst der Fahrtwind kühlt dann nicht mehr. Durch Alleen ist es auszuhalten, in der blanken Sonne schon heftig. Schlechte Routenplanung - kein See in der Nähe, in den man kurz einmal springen kann. Egal, so werden harte Hunde gemacht :o)


Ich habe heute eine andere Motivation, denn 4 meiner guten Freunde aus dem Forum sind heute in Glücksburg dabei, den ein Ironman zu werden. Die Debütanten Jan (Steilküste), Acki (Acki eben) und Jörg (lonerunner) und der Erfahrene unter ihnen, der Oli. Ich kenne alle 4 persönlich, sie sind sehr ehrgeizige und liebe Triathleten und deshalb bin natürlich brennend heiß an ihrem Befinden interessiert.

Ulf (PapaBear) ist als Groupie vor Ort und versorgt uns derweil über Twitter mit dem aktuellen
Renngeschehen. Ich bekomme von ihm einen besonderen Service, ich bekomme es zusätzlich per SMS, weil ich ja unterwegs bin (weil: auch der Ulf ist ein Lieber) Das verhilft uns ab und an zu einer kleinen Pause - und sieht dann so aus:

"Jörg ist aufgetaucht. Aktueller Stand: Acki 3:41
Jörg 3:48, Oli 3:52 Jan 3:54 Es bleibt spannend.
Die Stimmung hier an der Fördetherme ist super.
Und mir tun langsam die Beine weh - vom stehen"

Prima, das klingt super, die Jungs sind gut drauf. Da rollt es gleich nochmal so gut, trotz der brütenden Hitze hier. Es sind inzwischen 35 Grad im Schatten.
Bis diese Nachricht von Ulf kam:

"Oli zum 2. Ml nicht gesehen - sorgenmach!
Acki 5:25, Jörg 5:43, Jan 5:46. Mache mich
jetzt auf den Weg in die Wechselzone"

Auch ich mache mir Sorgen um Oli und schreibe das auch Ulf. Nach 110 Kilometern trenne ich mich von Falk, jede fährt in seine Richtung nach Hause. Ich schaue auf den Tacho: Wahnsinn, wir sind einen 28er Schnitt gefahren, so schnell sollte es gar nicht sein. Aber auch gut.

Dann klingelt mein Handy: Ulf! Schit, bestimmt ist was mit Oli...
Aber es kommt Entwarnung, Oli ist da und alles läuft nach Plan. Wir plaudern einen Moment , ich bin ja auch froh über die kleine Unterbrechung bei der Schweinehitze... Durchs Telefon kann ich ganze Stimmung einsaugen, ein Wahnsinn und ich bekomme eine Gänsehaut. Eine bessere Motivation für die restlichen Kilometer bis nach Haus konnte es kaum geben.

Nun in die Laufschuhe. Das es hart werden würde, war klar. Aber das es so hart werden würde... Nach 4 Kilometern hatte ich den höchsten Punkt dessen, was ich Berg nenne, erreicht. Die Hitze stieg in den Kopf, ich konnte nicht mehr und setzte mich einfach ins Moos. Man war ich fertig! Da plärrte mich Rosenstolz aus meinem MP3-Player an:

"Lachen, hast Du mir gesagt, Du mußt Lachen,
komm steh wieder auf..."

Na dann, was solls, ich muß ja irgendwie nach Hause. Außerdem denke ich an die Jungs in Glücksburg, und das sie sich auch nicht einfach ins Moos setzten können, obwohl sie viel länger unterwegs sind...

An dem kleinen Waldsee halte ich an, kniee mich auf den Steg und schaufel mir literweise Wasser über den Kopf. Leider taugt der See nicht zum Baden, zu schlammig und voller Seerosen, aber es hilft schon ein wenig. Das Seewasser mischt sich mit dem Salz vom Schweiß und brennt unangenehm in den Augen. Aber die Erfrischung tut gut und so schaffe ich dann auch noch den restlichen Weg nach Hause. Dort zeigt das Thermometer in der Sonne 45 Grad.

Ich war insgesamt 5:40 h unterwegs, 4:30 auf dem Rad für 127 Kilometer und 1:10 beim Lauf, ich hab noch gar nicht geschaut, wieviele Kilometer das waren. Jedenfalls weniger, als ich das eigentlich wollte. Ist auch egal, bin jetzt trotzdem platt!