Magie der Erinnerungen

Ich weiß gar nicht, wie ich beginnen soll. Irgendwo und irgendwann einmal habe ich hier im Blog schon einmal darüber berichtet: über meine großartige Freundschaft mit Mónica aus Lissabon. Wir lernten uns als 12-jährige Kinder im Ferienlager auf der Insel Rügen kennen und waren in den Tagen dort unzertrennlich. In den folgenden Jahren schrieben wir uns regelmäßig, bis irgendwann kein Brief mehr von ihr kam. Die Kommunikationsmittel der damaligen Zeit waren begrenzt und man war ziemlich machtlos. Vergessen hatte ich sie nie, in all den Jahren. 1990, nach dem Fall der Mauer erreichte mich endlich wieder ein Brief von ihr und wir trafen uns noch im selben Jahr wieder und verbrachten 10 wundervolle gemeinsame Tage in Lissabon. Wir standen uns sehr, sehr nah. Und hofften immer darauf, uns fortan regelmäßiger zu sehen. Leider kam es nie dazu, sie ist im Jahre 2001 verstorben. Als ich das damals erfuhr, war`s als würde auch ein Teil von mir sterben.

Übers Internet ist es mir aber gelungen, ihre Schwestern Ana und Martha zu finden, die ich auch aus dem Ferienlager kannte. Ana, die seit über 20 Jahren in Deutschland lebt, ist kürzlich nach Berlin gezogen. Und nun haben wir uns endlich getroffen. Nach 33 (!) Jahren.

Es war ein großartiges Wiedersehen. Keine Sekunde waren wir uns fremd und die 4 Stunden, die wir miteinander verbrachten, sind wie im Fluge vergangen. So viele Erinnerungen, vorallem natürlich an Mónica, die uns unendlich fehlt. Und trotzdem war da keine Traurigkeit in unseren Gesprächen. Es war eben einfach ein großes Glück, Mónica so nahe zu sein. Nur ein einziges Mal mußte ich mit den Tränen kämpfen. In dem Moment, als mir Ana Mónicas Kette schenkte... Ich bin sehr stolz darauf.

Ich war vor 3 Jahren noch einmal an diesem, jenem Ort auf Rügen, wo damals alles begann. Mónica und ich hatten dort einen Lieblingsplatz, oben auf dem kleinen Hügel am Meer. Dort gab es eine Bank. Nun ist nur noch ein Teil davon übrig. Ein Zufall?

Und ich war auch an dem Platz, an dem man uns als Kinder damals mit ziemlicher Gewalt auseinanderriss, da wir uns nicht freiwillig trennen wollten. Aber der Bus für die Abreise stand schon bereit...

Dorthin werde ich im Dezember mit Ana noch einmal zurückkehren. In Erinnerung an Mónica, die sich ganz sicher freuen würde, wenn sie das wüsste.