Dienstag, 8. Juni 2010

Intensives Wochenende - Wettkampfauftakt in Potsdam


Nach mehr oder weniger trainingsintensiven Wochen und Monaten stand am Samstag mit der 150km-RTF "Vor den Toren Berlins" meine letzte richtig lange Radeinheit vor Beginn der Wettkampfphase an. Start und Ziel war in Königs Wusterhausen, etwa eine Autostunde von mir zu Hause entfernt.

Schnell sortierte sich das Feld - die reinen Radsportler, die in ganzen Gruppen auftauchen und dann auch als Formation fahren, vorneweg in einem Affenzahn - die eher gemütlichen Bummler hinten - und ich so ziemlich als Exot mit meinem Zeitfahrrad mittendrin. So fuhr ich die ersten 120 km fast allein. Ab und an überholte ich einen Einzelkämpfer, ab und an wurde ich überholt. All das störte mich aber nicht, im Wettkampf bin ich auch auf mich allein gestellt. Überraschender Weise ging es für mich sogar durch meinen Geburtsort Bad Saarow hindurch, vorbei am Scharmützelsee, dann durch den Spreewald - herrliche Strecke, gut ausgeschildert, mit Verpflegungspunkten etwa alle 30 bis 50 Kilometer. Die ganze Zeit über horchte ich in mich hinein, fuhr immer mit dem Gedanken im Kopf, heute sollen es 180 km werden, prüfte mich nach 90 ob das Doppelte noch funktionieren würde....Und der Kopf und die Beine spielten mit. Auf den letzten 30 Kilometern hatte ich dann sogar noch nette Begleitung, die ich am letzten Verpflegungspunkt aufgegabelt hatte. Nach sogar 157 km war ich wieder am Startort in K.W., ganz entspannt mit einem 28er Schnitt, Beine gut, Kopf gut - und das gute Gefühl: ich kann die 180 km schaffen. Dies war zugleich meine längste Radeinheit bisher überhaupt.


Auch hinterher fühlte ich mich nicht platt, Beine ok, also steht dem Wettkampfauftakt des Jahres mit dem morgigen Potsdamer Halbmarathon nichts im Wege.


Endlich mal wieder mit den Schlaubis unterwegs, trafen wir uns morgens um 6 Uhr auf dem Real-Parkplatz, um gemeinsam nach Potsdam zu fahren. Ich muß sagen, das hat mir schon alles ein bisschen gefehlt, in den letzten Wochen einsamen Trainings. Schön, wieder mal mit allen zusammen zu sein.


Die Ummeldung (ich bin für unseren Vereinsvorsitzenden Moldi gestartet, der verletzungsbedingt nicht konnte) ging zügig und so hatten wir in der super modernen Leichtatletikhalle "Am Luftschiffhafen" noch Zeit für ein Gruppenfoto.

Schon Morgens stand der Planet prall am Himmel, zur Startzeit um 9 Uhr hatte es bereits 20 Grad. Kein Lüftchen regte sich. Auweia, das wird hart heute. Der allererste wirkliche Sommertag des Jahres...

Ich hatte mir ja nach der gestrigen Radtour nicht wirklich etwas vorgenommen, nur als Vorbereitung für den IM mit ermüdeten Beinen ein bisschen angestrengt laufen. Also nicht ganz langsam, eben etwas zügig. Hatte gehofft, ein 5er Schnitt würde gehen. Nach einer halben Stadionrunde gab es am Stadionsausgang bereits den ersten Stau - mir wars egal, aber für Läufer, die ambitoniert unterwegs waren, war`s sicher ärgerlich.


Bereits auf den ersten 4 Kilometern merkte ich, daß das mit dem 5er Schnitt wohl nicht passen würde. Die Beine fühlten sich jetzt doch schon etwas schwer an und selbst mir, der Hitze eigentlich nicht wirklich etwas ausmacht, brannte es ordentlich auf den Deckel... Nach 6 Kilometern kam der erste Getränkestand - meines Erachtens für die Bedingungen in der prallen Sonne viel zu spät. Zwei Becher in den Hals, zwei Becher über den Kopf - weiter ging es, recht gleichmäßig im 5:10er Schnitt. Das war ein Tempo, das ich wohl würde halten können. Kurze Zeit später liefen Lothar, Thomas und Mario aus meinem Verein an mir vorbei - sollen sie.


Die Hitze (inzwischen 29 Grad im Schatten) war schon gnadenlos. Zwar war der Lauf in Brandenburgs Landeshauptstadt landschaftlich und städtebaulich äußerst atraktiv und abwechselungsreich, aber eben auch fast nur in der prallen Sonne. Und die gab sich alle Mühe. Ich bekam Kopfschmerzen, das hatte ich noch nie... Egal, Zähne zusammenbeißen und weiter. Bei Kilometer 14 gönnte ich mir ein Gel, Wasser rein und rüber und noch einen Becher Cola und konnte die Initialzündung starten. Los Kathrin, das kannst Du doch, das ist Triathlon, auf den letzten Kilometern tut es immer weh: Und es gelang mir auch, nun nochmal richtig aufzudrehen. Einen Kilometer weiter hatte ich Mario ein, meinen Vereins- und zugleich auch Arbeitskollegen. Ihm ging es nun gar nicht mehr gut - wie so vielen nicht bei diesem Wetter. Ich gab mir die nächsten 5 Kilometer wirklich alle Mühe, ihn bei Laune zu halten, was mir mehr oder weniger gut gelang, teilte sogar mein letztes Gel mit ihm. Auf dem letzen Kilometer habe ich mich dann aber noch einmal abgesetzt, ich hoffte, wenigstens noch unter 1:50 bleiben zu können - doch das hatte ich mir wohl zu spät überlegt. Macht aber nix, für die Voraussetzungen und die Bedingungen des Tages war es eine für mich akzeptabele Leistung. Um so mehr noch, als ich dann in der Ergebnisliste erfuhr, daß ich Platz 49 von Gesamt 821 Frauen belegte. Und das mit dieser Zeit! Das Wetter hatte wohl an diesem Tag von allen Läufern seinen Tribut verlangt. Ich selbst habe nur einen Läufer am Boden gesehen, um den sich die Sanis kümmern mussten, weiter Hinten soll es dann richtig bös gewesen sein. Ein 43Jähriger hat es leider trotz Reanimation nicht geschafft.


Solche Nachrichten sind dann wirklich immer sehr bedrückend, wir haben es aber erst erfahren, als wir wieder daheim waren.




Unsere Jungs und Mädels sind aber glücklicherweise alle gut ins Ziel gekommen, wenn jedoch alle auch weit hinter ihren Erwartungen. Etwa 5 bis 8 Minuten hat jeder der Hitze abtreten müssen, aber keiner war enttäuscht oder traurig. War einfach ein schöner Tag mit guten Freunden.

5 Kommentare:

Anett hat gesagt…

Ja, das war´ne richtige Hitzeschlacht. Die erste Getränkestelle gab es aber schon bei km 3 am Brandenburher Tor (vor der Fußgängerzone). Dort bist du scheinbar (blind) vorbeigehetzt ;o).
Schön war´s, vor allem das Abhängen danach :o).

Kathrin hat gesagt…

Echt? Ah ja, ich erinnere mich, das der Sprecher sowas erwähnte, vor dem Start - und ich habe dann das "Brandenburger Tor" gesucht... Wo ich wohl wieder war... ;o))

Anonym hat gesagt…

Hallo Kathrin!
So kennen wir Dich: Mit Berichterstattungen von Deinen sportlichen Leistungen - vor denen ich einmal mehr den Hut ziehe!
Gruß Dieter

Hase hat gesagt…

Ach toll, Kathrin. Das freut mich aber, dass es so gut lief für dich, und vor allem, dass dir die ganze Veranstaltung mental so viel gebracht hat - das ist so ein wichtiger Aspekt!!, aber das weisst du ja selber ;-)

Jetzt steht deinem erfolgreichen Ironman echt nichts mehr im Wege - go go go!!! =)

Tagrandrenner hat gesagt…

Das Wochenende hat ja wohl wirklich die Bezeichnung intensiv verdient. Viel Erfolg für die weiteren Vorbereitungen.