Dienstag, 22. September 2009

Zurück zur Natur.... :o(

Genau hier, an dieser Stelle stand mein Elternhaus.


Meinen Kinder konnte ich mein Zuhause ja glücklicherweise noch zeigen. Wenn aber eines Tages einmal deren Kinder fragen sollten, werde ich ihnen vielleicht erzählen: Schaut einmal, hier in diesem Wald bin ich aufgewachsen. Oder sind das die blühenden Landschaften, von denen allgemein die Rede ist? Nun ja, Unkraut kann auch blühen, die Schönheit liegt gewöhnlich im Auge des Betrachters.



Die gleiche Straße, etwa 35 Jahre liegen zwischen diesen beiden Bildern. Das Haus, aus dem das linke Foto gemacht wurde, gibt es nicht mehr, deshalb der andere Blickwinkel. Dafür verunstalten jede Menge Wahlplakate in diesen Tage jede noch so abgelegene Ecke.

Ich habe schon ein eigenartiges Zeitalter erwischt. Ich habe erlebt, wie die Stadt entstanden ist, wie sie aufgebaut wurde. Gut, nicht ganz von Anfang an, Eisenhüttenstadt wurde Anfang der 50er Jahre sozusagen aus dem Waldboden gestampft, als Wohnstadt für die Arbeiter der Eisenhüttenwerkes. Aber ich konnte erleben, wie Bäume gefällt und Häuser gebaut wurden. Um für ein paar Jahre Heimat zu sein. Und ich musste erleben, wie alles wieder wird, wie es einmal war. Vielleicht werde ich nicht mehr sehen, wie aus dem Unkraut Bäume werden - nicht ganz jedenfalls.

Eine Frage stellt sich mir jedoch: Können Bäume vor Kummer sterben? Vor meinem Haus standen zwei Bäume, ein Ahorn und eine Kastanie. Schaute ich aus dem Küchenfenster, haben sie mich begrüßt. Sie waren immer da. Als wir in der Schule ein Herbarium fertigen mussten, habe ich sie dort verewigt. Sie waren auch da, als ich nach dem Tod meiner Mutter studenlang aus dem Küchenfenster starrte. Und sie waren da, als meine Tochter geboren wurde. Ab diesem Zeitpunkt habe ich jedes Jahr das Blühen der Kastanie bewußt erlebt. Weil meine Tochter dann jedes Mal ein Jahr älter wurde.

Als die Häuser für den Abriss feststanden und leergezogen wurden, wurden beide Bäume krank. Ich habe zugesehen, wie sie von Jahr zu Jahr immer schwächer wurden und zum Schluß kaum noch Blätter trugen.

Links eines der letzten Bilder - auch das Haus ist schon halb abgerissen. Heute habe ich von meinem Freund, dem Baum, nur noch den Rest gesehen. Aber eigentlich wollte ich nur laufen gehen. Und mal wieder in meiner alten Heimat vorbeischauen.

.
Zum Training selbst: Hochintensive intervalle 4 x 4 und am Abend dann noch Feuerwehrübung. Außerdem noch 250 Startertüten für den Marathon bedrucken und bekleben.

7 Kommentare:

Anett hat gesagt…

Ist schon traurig. Vor allem wie schnell dieser "Rückbau" geht und die Natur sich ihr Revier zurückholt.

Ich war heute ganz in der Nähe auf der Insel laufen, aber bestimmt später als du.

Hase hat gesagt…

Es ist immer sehr berührend, wie du so ganz Persönliches preisgibst, Kathrin.... lass dich mal drücken.

Anonym hat gesagt…

Das ist es, was mich so neugierig macht. Jeden Tag auf Deiner Seite nachzusehen, ob es etwas Neues gibt. Dir gelingt es nicht nur, sportliche Leistungen und Höhepunkte rüber zu bringen. Nein, auch Deine Seele gibt Neuigkeiten und Gefühle preis.
Katrin, ich freue mich auf morgen und darauf, wieder Neues von Deinem "eigenen Weg" zu erfahren.
Einen lieben Gruß von Dieter

Ben hat gesagt…

Ein sehr schöner Beitrag. Vielleicht als Ergänzung dieses im Eisenhüttenstadt-Blog: http://eisen.huettenstadt.de/archives/1240-Eisenhuettenstadt-Zweitausendneun-Teil-1-Am-Kiefernweg.html

Kathrin hat gesagt…

@Anett: Wir haben ja zusammen den Abriss erlebt, und auch die Bäume habe ich Dir gezeigt, als sie noch standen... Danke, das Du mit mir da warst :o)

@Hase & Dieter: Danke für Eure lieben Worte, ja, es ist einfach ein Stück meines Lebens, was verschwindet,nicht mehr greifbar ist und das ist... na ja... das tut schon weh, klar. Aber mal ganz unter uns: Alles geb ich nicht von mir Preis, es gibt schon noch so Dinge ;o)

@Ben: Danke für den Link, den EH-Blog verfolge ich schon gelegentlich, den Artikel kannte ich nicht. Das Bild ist Klasse, da sind beide Bäume noch zu sehen. Und das es der Kiefernweg war - das hast Du gut erkannt. Kiefernweg 20 - Heimat eben.

Andi Leser hat gesagt…

Kiefernweg - da habe ich auch noch ein inzwischen historisches Foto anzubieten:

http://eisenhuettenstadt.blogspot.com/2009/04/zum-50-jahrestag-der-republik.html

Kathrin hat gesagt…

Hi Andi, ja, das habe ich ja auch kommentiert. Ich selbst habe ein ganzes Album des Abrisses zu bieten. Ich war sogar nochmal in meiner Wohnung... Es ist traurig - aber das Leben geht weiter.