Samstag, 24. November 2007

Zwischen Wehmut und Erleichterung... mein letzter Langer Lauf!

Es ist Samstag Morgen und obwohl ich heute nicht zur Arbeit muß, klingelt mein Wecker. Draußen ist es dunkel und kalt, im Bettchen warm und kuschlig. Aber ich habe keine Wahl, ich muß! Also raus aus den Federn, ein Brötchen mit Zuckerrübensirup und einen Kaffee, aber zum Wachwerden reicht das auch nicht aus.
Ich hatte versprochen, pünktlich zurück zu sein, denn heute soll es noch nach Thüringen gehen, zum 50. Geburtstag meines Schwagers. Mit der Familie konnte ich einen etwas späteren Abfahrttermin verhandeln, denn der lange Lauf mußte noch noch sein.

Blick auf die evangelische Kirche Neuzelle

Da mein MP3-Player immer noch defekt ist, habe ich alle Musik auf mein Handy geladen und nun nutze ich dieses dreifach, als Player, Fotoapperat und... wer hätte das gedacht - telefonieren kann man damit auch noch.


Der Weg zum Klosterportal Neuzelle

In der "blauen Stunde" zwischen Tag und Nacht trabe ich los, wenn ich Glück habe und das Wetter mitspielt, werde ich den Sonnenaufgang über der Oder erleben können. Schon die ersten Kilometer bereiten mir heute Spaß, der sonst so ungeliebte lange Lauf wird heute zum Vergnügen.




Endlos erscheinendes weites Land - die Oderwiesen




Wieder einmal stellt sich heraus, daß es eine Kopfsache ist. Der letzte Lange, dann ist Schluß damit bis in den Februar hinein. Nach 1,5 Jahren beende ich mit dem Untertagemarathon meine Bereitschaft, jederzeit aus dem Stand heraus eine Marathondistanz bestreiten zu können. Es war ein gutes Gefühl, auf diesem Level zu stehen, aber nun brauche ich eine moralische Pause, denn ich mag diese Long Jogs nicht mehr. Dachte ich zumindest bis heute.

Die Oder

Am Neuzeller Kloster vorbei laufe ich über die Oderwiesen auf den Deich. Der wolkenverhangene Novemberhimmel vereitelt den erhofften Sonnenaufgang, aber es ist trotzdem schön, hier an der Oder. Während sich einige Rehe von meinem Auftauchen gestört fühlen, ist es einem Schwanenpärchen ziemlich schnuppe. Massen von Wildenten tummeln sich heute auf der Oder. Ich laufe im Einklang mit der Natur heute, nicht einmal der eisige Wind, der über den Deich weht, kann mich heute stören.

Nach 17 Kilometern erreiche ich Eisenhüttenstadt, bessergesagt den Stadtteil Fürstenberg, das kleine Schiffer- und Korbmacherstädchen, das nach dem Bau der Stadt eingemeindet wurde. Das Bild hier vom Wasser aus hat sich nach der Wende sehr verändert. Die Deichbrücke, einst zu Kriegszeiten zerstört, wurde wieder aufgebaut, ebenso die Nikolaikirche, die bis in die späten 90er nur noch eine Ruine war. Über den Oder-Spree-Kanal führte damals nur eine kleine Fähre. Als Kinder sind wir oft mit dem Rad zur Fähre gefahren, übergesetzt und haben dann auf den Brückenresten gespielt.

Die ehemalige "Sturmbahn" der Bereitschaftspolizei.

Diese Gedanken kommen mir automatisch beim Laufen durch dieses Gebiet. Erinnerungen an eine unbeschwerte Zeit. Der Lauf vergeht wie im Flug. Vorbei an den Schleusen laufe ich über das Naherholungsgebiet "Insel" wieder hinaus aus der Stadt, meinen ehemaligen "Rodelberg" hinauf und oben auf dem "Kamm" über das Skigebiet wieder zurück nach Hause.


Erhabener Blick vom Skigebiet auf meine Stadt

Ein mit 30,2 Kilometern wirklich toller Lauf, der mir endlich einmal wieder wirklich leicht fiel und mir Spaß machte. Sicher muß das so sein, damit mir der Wiedereinstieg ins Marathontraining im nächsten Jahr nicht solch ein Grauen wird. Und jetzt wird erst einmal getapert und sich auf den Untertagemarathon gefreut.

5 Kommentare:

Hase hat gesagt…

Deine Fotos geben immer so eine herrliche herbstliche Stimmung wieder, Kathrin - einfach schön.
Freut mich, dass du so einen schönen langen Lauf hattest.

michi hat gesagt…

Die Strecke ist ja wunderschön und Dein Bericht vom Lauf klingt mehr als positiv. Eine Pause tut sicher aber auch mal ganz gut, Du hast ja einiges gelaufen in diesem Jahr. Viel Spaß beim Untertagemarathon und dann angenehme Regeneration!

Anonym hat gesagt…

ach wie schöne Bilder, das waren bekannte Bilder dabei.
Ich habe ja keinen richtig langen mehr gemacht, aber viele kurze und will am nächsten WE noch im Sauerland den letzten Schliff im Bergtraining machen.
Freue mich schon auf den Schacht.

Martin

Anonym hat gesagt…

So wunderschön wünsche ich mir meine langen Läufe auch, wenn ich ab Januar in die Marathon-Vorbereitung einsteige. Ein schöner Bericht.

Ich wünsche dir viel Spaß im Schacht!

LG Dirk

Jörg hat gesagt…

Das ist aber ein schöner Bericht über einen Langen in einer Gegend, von der ich nun auch eine Idee habe. Schön geschrieben und motivierend.

Jörg